Stellenwert | Leistungsumfang | Satzergänzung | Verkürzung | Distraktoren | Fragenauswahl | Literatur |
Stellenwert von Tests & Pädagogische Zielsetzung
Im deutschen Sprachraum sind gerade Einfachauswahl- sowie Kurzantworttests häufig verpönt, während sie im angelsächsischen Sprachraum weit verbreitet und auf allen Ausbildungsebenen mit Erfolg eingesetzt werden.
Während der Erstellung einfacher Übungstests gemeinsam mit den Schülern können diesen neben dem inhaltlichen Übungseffekt auch konzeptionelle Grundlagen zur Testerstellung und Testauswertung vermittelt werden.
Die Bedeutung von Tests im schulischen Umfeld ist aufgrund technischer, juristischer und „kultureller“ Hürden zumindest derzeit noch recht gering, allerdings kommen die Schüler in der Mehrzahl aller Studiengänge spätestens im Verlauf ihres Studiums oder im Rahmen einer Berufsausbildung bzw. beim Erwerb beruflicher Zusatzqualifikationen mit derartigen Testverfahren in Kontakt. Im Falle schlecht konzipierter Tests kann der Schüler mit Hilfe dieser „Inkompetenzkompensationskompetenz“ einige inhaltliche Mängel ausgleichen.
Bereits in der Schule können selbst kurze Tests gerade im Hinblick auf die zunehmend geforderte individuelle Förderung ein nützliches diagnostisches Hilfsmittel bieten. Auch die Selbstevaluation sowie die Lesekompetenz des Schülers können so unterstützt werden.
Bei geeigneter Konzeption können solche Tests bis auf kreative Leistungen neben allen Kompetenzbereichen (Erkenntnisgewinnung, Fachwissen, Bewertung und teilweise Kommunikation) auch alle Anforderungsbereiche abdecken.
∧Was leisten die hier angebotenen Quiz-Editoren?
- Die Programmbedienung ist selbst für jüngere Schüler und „Computerlaien“ möglich.
- Die Auswertung des fertigen Tests erfolgt im Webbrowser entweder direkt nach der Beantwortung jeder Einzelfrage oder gesammelt am Ende eines Testdurchlaufs.
- Es werden unmittelbare Rückmeldungen zur richtigen Lösung gegeben.
- Zusätzliche Mediendateien (Bilder, Audio, Video, Formeln, externe Quellen) können in die Aufgabenstellung eingebunden werden.
...und was nicht?
- Bei den Rückmeldungen (und auch bei der Bepunktung) wird nur zwischen einer richtigen und einer insgesamt falschen Beantwortung der Frage unterschieden, es handelt sich also nicht um echte adaptive Tests mit Möglichkeit der Fehlerabstufung.
- Die Auswertung erfolgt nur lokal im Webbrowser, es werden keine Ergebnisdaten an einen Server übertragen, so dass z.B. auch keine Auswertung möglich ist, welche Distraktoren überhaupt geeignet waren (diese müssten ja eine gleichmäßige Anzahl von Fehlklicks erhalten) oder wie schwer eine bestimmte Aufgabe dem Lerner fällt. Es ist also auch keine Itemisierung möglich.
- Die Lösungen können einfach über die Client-seitig verfügbaren Quelltexte (oder noch simpler mehrfaches Aufrufen der gleichen Testseite) ausgelesen werden. Auf eine Verschleierung bzw. Verschlüsselung (etwa über Escapen oder Base64-Codierung) wurde bewusst zugunsten einer einfachen nachträglichen Korrekturmöglichkeit mit einem Texteditor durch den Testersteller verzichtet. Es liegt daher auch keine für Leistungserhebungen erforderliche „Hochsicherheitsumgebung“ direkt am PC vor.
- Die Reihenfolge der angezeigten Antwortmöglichkeiten innerhalb einer Auswahlfrage ist bei jedem Durchlauf unverändert, so dass der gemessene Lernerfolg bei mehrfacher Wiederholung durch das Merken der Position verzerrt werden kann.
- Pro einzelner HTML-Datei ist nur ein einziger Testtyp möglich, die Auswertung bezieht sich dann auch nur auf diesen Teilbereich. Mittels einer „Rahmenseite“ können aber mehrere unterschiedliche Testtypen zu einem Themengebiet miteinander verknüpft werden. Eine Zwischenspeicherung der Teilergebnisse sowie eine zusammenfassende Auswertung (ggf. mit einer Absendemöglichkeit an einen Server) sind aber darin nicht implementiert.
- Die Zahl der Antwortmöglichkeiten ist immer auf vier festgelegt (Notlösungen zu diesem Problem s.u.).
Praxistipps für Einfachauswahl- und Mehrfachauswahltests
Wie formuliert man Fragestellungen für Einfachauswahltests?
Variante A: Formulierung als W-Frage
- Vorteil: Leichter zu konzipieren
- Nachteil: Meist länger und umständlicher als Variante B, daher schwerer verständlich
Dies entspricht bei einer Texteingabefrage einer Aufforderung mit den Operatoren...
Gib den lateinischen Artnamen der Hauskatze an:
Nenne den lateinischen Artnamen der Hauskatze:
Variante B: Formulierung als unvollständiger Satz, in den die Alternativen eingesetzt werden
- Vorteil: Eindeutiger und weniger Fehler durch Missverständnisse der Fragestellung
- Nachteil: Höherer Planungsaufwand
Welche Formulierungsfehler sollte man vermeiden?
Die Aufgabenstellung sollte möglichst kurz und eindeutig sein!
Zu ausführliche Kontextinformationen testen in einer
Testsituation eher die Lesefähigkeit und das Textverständnis.
In Übungsaufgaben dagegen können sogar neue Sachverhalte durch
geeignete Zusatzvorgaben mit erarbeitet werden (z.B. bei fallbasierten
Szenarien mit fester Bearbeitungsreihenfolge, wie sie auch mit dem
Quizeditor-MC erstellt werden können).
Zu lange Alternativantworten können häufig gekürzt werden, indem sich
wiederholende Wörter in die Aufgabenstellung vorgezogen werden.
statt:
besser:
Verneinungen in der Aufgabenstellung führen häufig zu
Missverständnissen, daher sollte man besser mit
positiver Frageformulierung
arbeiten. Falls für eine Mehrzahl der Fragen
nicht genügend glaubwürdige Distraktoren gefunden werden, sollte
man einen Einfachauswahltest besser durch einen Mehrfachauswahltest
ersetzen.
Falls eine Negation in der Frageformulierung unvermeidlich sein
sollte, so ist diese möglichst am Ende der Fragestellung hervorzuheben.
Wie findet man weitere Distraktoren?
Unbedingt vermeiden sollte man die Antwortmöglichkeiten:
Eine mögliche Notlösung für Einfachauswahlfragen – die aber für maximal eine einzige Alternativantwort genutzt werden sollte – lautet:
Dadurch erhält man einen Mischtyp zwischen einer Einfachauswahl-
und einer Mehrfachauswahlfrage.
Mehrere solcher Kombinationen erhöhen aber
die Komplexität der Fragestellung sehr stark und
somit das Risiko von Fehlentscheidungen einfach aufgrund
mangelnden Textverständnisses oder logischer Fehlschlüsse.
Alle Distraktoren sollten eine vergleichbare Länge und Komplexität aufweisen, damit eine Auswahl einfach immer der längsten Alternativantwort keine erfolgversprechende Ratestrategie darstellt.
∧Wie wählt man verschiedene Fragen bei der Zusammenstellung eines neuen Tests aus?
- Materialsammlung:
Bei der Planung wird für die einzelnen Lernziele ein Faktenkatalog erstellt. Daraufhin werden die zwischen diesen Fakten für ein Verständnis notwendigen Zusammenhänge als Sätze formuliert. Schließlich werden Anwendungsbeispiele zu diesen Sachverhalten sowie ggf. Medien zur Veranschaulichung gesammelt. - Fragenformulierung und inhaltliche Zuordnung:
Mit Hilfe der Materialsammlung aus Schritt 1 werden nun zu jedem Inhaltspunkt möglichst mehrere Fragen formuliert. Hinter jeder Frage wird der (angenommene) Komplexitäts- und Schwierigkeitsgrad entsprechend den Kompetenzbereichen und Anforderungsniveaus notiert. - Zusammenstellung:
Aus der in Schritt 2 erhaltenen Fragensammlung werden nur so viele Fragen ausgewählt, wie in der zur Verfügung stehenden Zeit auch realistisch beantwortet werden können. Dabei sollten Fragen unterschiedlichen Anforderungsniveaus gemischt werden. Hat man einen großen Fragenvorrat, kann man für Übungszwecke auch einen zweiten Test mit einem ähnlichen Mischungsverhältnis erstellen.
Literatur:
Measurement and Assessment in Teaching (10th Edition),
M.D. Miller, R. L. Linn, N. E. Gronlund,
Pearson, ; 10 edition (March 10, 2008),
ISBN-13: 978-0132408936